Das Männchen hat eine rote Kappe, die den ganzen Scheitel bedeckt – das Weibchen hingegen hat nur einen roten Genickfleck. Der laute Ruf des Schwarzspechts, ein langgezogenes, durchdringendes «kliööh», ist oft kilometerweit zu hören. In der Paarungszeit lässt er auch Trommelwirbel erschallen: Mit einer vergleichsweise langsamen Frequenz von etwa 17 Schlägen pro Sekunde hämmert er an einen hohlen Baum.
Dieser bemerkenswerte Vogel ist in ausgedehnten Waldgebieten zu Hause. Auch in den Wäldern des Naturparks Chasseral ist er häufig anzutreffen – dann verraten seine kraftvollen Rufe seine Anwesenheit.
Ameisen und Käfer als Lieblingsspeise
Einen Grossteil seiner Zeit verbringt der Schwarzspecht damit, Baumstämme, Baumstümpfe oder am Boden liegende Äste nach seiner Lieblingsspeise zu durchsuchen – der Ameise. Er liebt ihre Larven, ihre Puppen und auch andere im Holz lebenden Insekten, insbesondere Käfer wie Borkenkäfer und Bockkäfer. Manchmal ergänzt er seinen Speiseplan auch durch Raupen, Spinnen, Schnecken, selten sogar durch Beeren oder Früchte. Wälder mit viel Totholz bieten ihm eine gut gefüllte Speisekammer.
Ein anspruchsvoller Architekt
Der Schwarzspecht benötigt grosse, alte und günstig stehende Bäume, um zu nisten und sich auszuruhen. Er wählt massive Stämme, oft hundertjährige Buchen mit einem Durchmesser von mindestens 40 Zentimetern, die er gut anfliegen kann und eine glatte Rinde haben. Seine Höhlen zimmert er selbst – oft in mehr als vier Metern Höhe. Eine neue Höhle kann mehrere Jahre Arbeit erfordern und dann jahrzehntelang genutzt werden! Ein Schwarzspechtpaar kann in seinem Revier, das 200 bis 400 Hektaren umfasst, bis zu zehn verschiedene Höhlen unterhalten – manche zum Schlafen und andere zum Nisten. Der Schwarzspecht bevorzugt Tannen-Buchenwälder, kann sich aber auch in Misch- oder Nadelwäldern ansiedeln, sofern die Umgebung gut strukturiert ist sowie ausreichend Totholz und genügend Platz bietet.
Eine Schlüsselrolle im Ökosystem Wald
Durch den Bau seiner Höhlen spielt der Schwarzspecht eine zentrale Rolle im ökologischen Gefüge des Waldes. Er hilft mit, holzbewohnende Insekten zu regulieren, verteilt verrottetes Holz und macht es für andere Organismen zugänglich. Vor allem aber schafft er Lebensräume: Mehr als 60 Tierarten nutzen seine verlassenen Nisthöhlen, um sich darin fortzupflanzen, Nahrung zu lagern oder Unterschlupf zu finden. Einige Arten – wie beispielsweise der Rauhfusskauz – brüten sogar fast ausschliesslich in Schwarzspechthöhlen. Andere, wie Baummarder, Siebenschläfer, Eichhörnchen, Hohltaube oder bestimmte Fledermausarten, lassen sich ebenfalls gerne in den verlassenen Höhlen nieder.
Die Nachmieter des Schwarzspechts
Die Nachmieter, die sich gelegentlich um die Wohnung streiten müssen, sind keineswegs Schädlinge – im Gegenteil: Sie sind ein Zeichen für die ökologische Vielfalt unserer Wälder. Dank seiner Tätigkeit als Zimmermann des Waldes gilt der Schwarzspecht als Schlüsselart für die Biodiversität im Wald, ja sogar als Indikator für die biologische Qualität eines Waldgebiets. Wo er sich wohlfühlt, ist auch die Natur im Gleichgewicht. Deshalb gilt er als sogenannte Schirmart (umbrella species): Wenn wir die Bedürfnisse dieser Tiere schützen, schützen wir damit gleichzeitig auch die meisten anderen Arten, die in diesen Waldlebensräumen leben.
Konkrete Massnahmen im Naturpark Chasseral
Der regionale Naturpark Chasseral ist sich der Bedeutung dieser Waldvögel und ihrer Höhlen bewusst. In Zusammenarbeit mit den Forstbehörden, der Schweizerischen Vogelwarte und den Waldeigentümerinnen und -eigentümern engagiert sich der Naturpark für den Erhalt von Habitatbäumen. In den Wäldern und Wytweiden werden Erhebungen durchgeführt, um Bäume zu erfassen, die für die Artenvielfalt besonders wertvoll sind. Diese Bäume werden dann mit einem blauen «H» gekennzeichnet, um sie bei Holzeinschlägen gezielt zu schützen. Ziel dieser Massnahmen ist es, nachhaltige Holznutzung mit dem Schutz der Artenvielfalt in Einklang zu bringen.
Für den Schwarzspecht bedeutet dies, dass Bäume erhalten werden müssen, die sich für Höhlenbau und Nahrungssuche eignen – insbesondere in grossflächigen Altholzbeständen, die reich an Höhlen und Totholz sind. Solche Bereiche entwickeln sich zu echten Lebensräumen für das gesamte Waldökosystem.
Weitere Informationen: https://www.vogelwarte.ch/de/voegel-der-schweiz/schwarzspecht/